
Minivan-Wahn – Reiseblog #04
Ein kleiner Van, mehrere Personen, gute Erinnerungen und böse Überraschungen: All das hat in einer einzigen Minivan-Fahrt Platz! Bühne frei für die Abenteuer.
21. März 2019
Bisher bin ich in Laos (erst) drei Mal in das Vergnügen einer Minivan-Fahrt geraten. Aber unterschiedlicher hätten sie gar nicht sein können. Deshalb hier, ohne viele weitere Worte, mein Ranking:
3. Fahrt: Kasi – Vang Vieng
Uncle Tom hält einen Minivan für mich an. Man räumt den hintersten Sitz frei und einige der vorderen Mitreisenden verlieren ein wenig an Beinfreiheit. Ich kraxle durch den ganzen Van nach hinten. Von den laotischen und koreanischen Reisenden käme niemand auf die Idee, mir wenigstens ein bisschen Platz zu machen. Schliesslich plumpse ich doch noch – etwas ungelenk – auf meinen Sitz. Der Gurt funktioniert, der Sitz ist einigermaßen bequem, aber die Fenster sind so tief, dass ich mich bücken muss, um etwas zu sehen. In einem der mitgeführten Kartons raschelt es verdächtig und ich will lieber nicht wissen, was dort drin ist. Einer meiner hintersten Sitzbankgenossinnen ist übel. Ein Plastiksack wird durch den Bus nach hinten gereicht. Ich finde das nicht sehr toll und grabe nach meinen noise-cancelling Kopfhörern. Musik an, Augen zu: wie die Kotzgeschichte ausgegangen ist, weiss ich zum Glück nicht.
Trotz diesem Erlebnis: Platz 2 im Minivan-Ranking, vor allem wegen der kurzen Fahrzeit von 1h.
2. Fahrt: Phonsavan – Kasi
Ich stehe wie immer eine halbe Stunde vor Abfahrt an der Bushaltestelle. Der Bus würde bis nach Vang Vieng durchfahren, ich habe jedoch einen Zwischenstopp eingeplant. (Danke Finn und Alice für diese Empfehlung!) Zum Glück erklärt der Hostelmanager dem Busfahrer meine Pläne auf Laotisch, ich hätte keine Chance gehabt ihn dazu zu bringen, mich am richtigen Ort aus dem Bus zu werfen.
Pünktlich zur Abfahrtszeit um 08:30 Uhr trifft der Minivan ein. Groß. Geräumig. Bequeme Sitze. Der Gurt funktioniert, meine Schultern berühren weder Auto noch Sitznachbarn. Platz fürs Gepäck, netter Fahrer. Mit nur 45 Minuten Verspätung fahren wir um 09:15 Uhr los (ja, das ist wenig!). Nur zwei Zwischenstopps! Einmal findet ein Geldwechsel flott durchs Fenster statt, beim zweiten Stopp werden zwei Säcke voll mit “irgendwas” geladen werden. Nur wenige Stunden später werde ich wie versprochen in Kasi ausgeladen, erhalte den richtigen Rucksack und werde sogar mit einem Lächeln verabschiedet.
Fast schon Schweizer Verhältnisse. Verdienter Platz 1.
1.Fahrt: Luang Prabang – Phonsavan
Abfahrtszeit 09:00 Uhr. Aufgrund von Internet-Empfehlungen bin ich bereits eine Stunde früher an der Busstation. Das ist eine gute Idee, weil der Minivan heute schon um 08:30 losfahren soll. Er trifft dann auch ziemlich pünktlich um 08:30 ein. Merke: Abfahrtszeit = Ankunftszeit (PS: Das stimmt trotzdem nicht…). Sobald der Van eintrifft scharen sich etwa 20 Leute um den Van. Das ist bedenklich, denn ein Minivan fasst nur 11 Leute (2 vorne beim Fahrer, dann 3 Reihen à 3 Leute). Eine laotische Familie krabbelt einfach hinein und lässt sich nieder, vier Koreaner reservieren sich sofort Sitzplätze. Wir anderen stehen in solidarischer Ratlosigkeit neben dem Van. Es vergeht eine halbe Stunde, dann trifft ein zweiter Van ein. Der Fahrer des ersten Van grinst und sagt: «many people». Aha.
Die Leute teilen sich auf die beiden Vans auf. Ich bin zu nett und lasse bei einem ziemlich gutaussehenden Sitzplatz einer Amerikanerin den Vortritt, damit sie bei ihren zwei Reisekumpanen sitzen kann. Schliesslich lande ich auf der hintersten Sitzbank ganz rechts, neben einem französischen Päärli in den Zwanziger. Soweit so gut. Nur, der Bus ist auf laotische Personen abgestimmt. Meine Beine (und die meines französischen Nachbarns) sind zu lang und drücken unangenehm in den Sitz vor mir. Der Amerikaner, der er sich dort gemütlich gemacht hat, richtet sich ständig auf und fällt dann locker zurück in seinen Sitz. Mir tun jedes Mal die Knie weh. Nach dem vierten Mal weise ich ihn freundlich (aber extra mit etwas schmerzverzerrtem Gesicht die Knie reibend) darauf hin. Der Franzose neben mir schmunzelt.
Nachdem wir rund zwanzig Minuten im Van sitzen und warten (worauf weiss wirklich nur der Fahrer), steigt der Fahrer ein. Endlich. Es ist ca. 09:40 Uhr, als wir losruckeln. Sobald wir Luang Prabang verlassen sind die Strassen schlechter. Bumpy roads, wie man sie hier überall trifft. Der Van wackelt und rumpelt, mir tun die Knie weh. Wir halten vier oder fünf Mal an, damit irgendwelche Leute irgendetwas entgegennehmen oder umtauschen können, laden noch einen Sack voll “irgendetwas” ein und dann gibt’s noch ein Tankstopp. Meine Knie tun mir jetzt schon weh.
Nach etwa weiteren 20 Minuten Fahrzeit finden sowohl ich als auch mein französischer Nachbar eine Sitzposition, in der wir beide den vorderen Sitz nicht berühren. Dafür berühren sich jetzt unsere Beine, was überhaupt nicht schlimm wäre, nur ist es verdammt heiss. Wir kleben aneinander, aber lieber das als Schmerzen. Die Klimaanlage läuft zwar und als die Anlage den Dienst mal für etwa 2,5 Stunden versagt, werden die Fenster geöffnet… – aber hinten ist es wie in einer Sauna. Bei größeren Schlaglöchern schlagen wir auf der Rückbank regelmäßig unsere Köpfe an der Decke an. Zum Glück sind diese grossen Schlaglöcher nur vereinzelt und so habe ich nur etwa 10x das Gefühl, dass ich jetzt eine Gehirnerschütterung habe.
Die ersten zwei Stunden ist es ruhig im Van. Alle, die können, dösen oder schlafen vor sich hin. Ich finde die Ruckelpiste soweit ganz angenehm, weil meine Beine wenigstens nicht immer in den Vordersitz gedrückt werden. Ich schlafe etwa 30 Minuten (nur Gott weiss, wie), dann döse ich noch eine Weile vor mich hin.
Beim ersten WC Stopp kann ich fast nicht aufstehen. Zwar schmerzen jetzt meine Knie nicht, dafür meine Hüfte. Irgendein Körperteil wird bei dieser Fahrt wohl immer leiden. Nach dem Zwischenstopp fangen die zwei Franzosen neben mir mit einem französischen Paar vor uns an, ein Spiel zu spielen. Ich kapiere jetzt, dass die vier sich kennen. Der Portugiese in der vordersten Reihe kann (nebst Chinesisch, Russisch, Laotisch, Schwedisch und Englisch) auch Französisch und spielt mit. Da ich dem Franzosen neben mir auf Französisch Gesundheit gewünscht habe, werde ich auch zur Mitspielerin ernannt. Damit alle mitspielen können, spielen wir ein sehr einfaches Spiel. Jemand sucht einen Buchstaben aus und dann muss jeder reihum ein Wort mit diesem Anfangsbuchstaben nennen. Am Anfang kann ich nur an englische Wörter denken (weil ich seit Tagen nichts anderen gesprochen habe), mit der Zeit bekomme ich aber auch das in den Griff. Der Portugiese und ich verlieren natürlich regelmäßig gegen die native speaker, das stört uns aber beide nicht. Mir wird viel Respekt gezollt, als ich das Wort «aristocrate» nenne und alle sind beeindruckt. Ich verrate ihnen nicht, dass das Wort im Deutschen fast gleich heisst und lache nur.
Trotz der angenehmen Gesellschaft zieht sich die Fahrt in die Länge und mit jeder Minute tut mir eines meiner Körperteile noch etwas mehr weh. Der Amerikaner vor mir nutzt mein Knie, das ich zwischen Sitz und Auto platziert habe, regelmäßig als Lesestütze, obwohl 10cm weiter rechts eine Auto-Armlehne wäre. Nach dem zweiten Mal drauf aufmerksam machen gebe ich auf, nach 20 Minuten hat er es eh vergessen und es scheint ihn auch nicht so zu interessieren, dass mich das stört. Ich entscheide mich also einfach dafür, dass es mich nicht mehr stört und schliesse die Augen. Musik hören ist nicht möglich, weil die grossen Kopfhörer ständig gegen die Wand geknallt werden und die kleinen den Motorenlärm nicht zu überschallen vermögen.
Nach 6 oder doch 7 (habe es bereits verdrängt) Stunden lande ich endlich in Phonsavan. Mir tut alles weh und ich checke kurz ein, um dann eine extra Runde zu laufen. Danach fühlen sich Rücken, Hüfte und Beine gleich besser.
Für dieses Abenteuer: Platz 3.
Fazit
Man sieht, Minivan sind wie so vieles in Asien einfach nur Lotto. Entweder man gewinnt oder verliert. Wer weiss, vielleicht wird es noch einen Beitrag über Minivans geben. Die Chancen stehen gut.


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