
22in22 – Napf BE
Der Start eines Projektes sollte immer gleich mit einem Höhepunkt beginnen. Frei nach Barney Stinson’s Motto: «Now, people often think that a good mix should rise and fall but people are wrong, it should be all rise baby.» Sprich: Es sind alles Höhepunkte! Und – ehrlich gesagt – es waren auch wirklich viele Höhepunkte mit dabei. Und um noch ehrlicher zu werden: Wer ist würdiger, ein Wanderprojekt zu eröffnen, als der gute alte Napf?
Vornweg zum Verständnis: Der Napf ist sozusagen unser Hausberg. Nicht nur, dass er wunderschön gelegen ist. Er ist auch einfach erreichbar und das nicht nur über einen, sondern gleich mehrere Wege. Ein bisschen knatschig sind wir schon, dass der Gipfel offiziell den Bernern gehört. Pff. @Napf: Wenn du je Zugehörigkeit wechseln willst, du bist bei uns herzlich Willkommen!
Aber gut – genug Kantönligeist, lasst uns ins Wanderprojekt 22in22 starten.
Es gibt Tage, an denen passt einfach alles zusammen. Der 9. März 2022 gehört definitiv dazu. Ich hatte mir schon fest vorgenommen, das Projekt 22in22 frühzeitig zu starten – und verpasste gekonnt die ersten zwei Monate des Jahres. Prompt flossen die Tage an mir vorbei, ohne dass ich auch nur einmal in die Nähe eines Gipfels gekommen wäre. An diesem Mittwoch änderte sich das.
Die Fasnacht war gerade erst vorbei und die tollen Erinnerungen steckten noch in den Knochen. Die Sonne zeigte sich mit warmen Frühlingsstrahlen und die Natur lud förmlich dazu ein, sie zu erkunden. Ich hatte an diesem Mittwoch das Glück mit dem Auto unterwegs zu sein.
Dass die erste Tour mich auf den Napf führte, ist keineswegs Zufall. Nicht, dass ich von langer Hand geplant hätte, den Napf als Eröffnung zu wählen. Aber je länger das Jahr fortschritt, ohne dass ich einen Gipfel erklomm, desto mehr wusste ich, dass es eigentlich nur eine Tour geben kann, die den Startschuss fällt. Der Napf war Anfang März 2022 bereits relativ schneebefreit und der Aufstieg ist kurz und gemütlich. Zumindest von Holzwegen her. Denn die grosse Frage, die man sich stellen muss: Woher laufe ich auf den Napf?
Bramboden, Ei, Wiggernhütte, Niederänzi, Mettlenalp, … Alle Wege führen nach Rom auf den Napf. Ich habe mich an diesem Tag für den Aufstieg von Holzwegen (Romoos) her entschieden – wenn man schon einmal ein Auto hat, dann soll sich die Fahrt auch lohnen.
Von Romoos her dauert der Aufstieg rund 1,5 Stunden. Er beinhaltet keine richtig steile Stellen und man hat immer wieder eine wunderbare Aussicht auf das umliegende Napfland. Vorbei am Stächelegg-Beizli wartet nur noch ein kurzer Aufstieg, und schon steht man vor dem Berggasthaus und kann die wunderbare Aussicht geniessen.


Die Tour stellt für wandergeübte Menschen grundsätzlich kein Problem dar. Am 9. März war jedoch besonders der Teil oberhalb der Stächelegg eine kleine Herausforderung. Ein Teil des Weges führt durch den Wald. Dementsprechend war der Weg in diesem schattigen Teil noch komplett vereist – eine wahre Rutschpartie. Für absteigende Wanderlustige einfacher zu bewältigen als für aufsteigende. Ich hatte mir schon vor der Stächelegg für den Abstieg über ein kleines Wiesen-Schneefeld einen Stock zur Hand genommen. Mehr, weil ich Spass am Stock hatte und weniger weil ich ihn wirklich wegen des ‘Schneefeldes’ gebraucht hätte. Jedoch nahm ich meinen Ast mit und er erwies mir im schattigen Waldteil gute Dienste. Er ist einfach rutschsicherer als ich :-). Lange dauerte unsere Freundschaft trotzdem nicht. Ich übergab meinen Stock auf halbem Weg einem Paar, wo ned wie hiesigi usgseh hend. Die beiden waren dankbar um die kleine Hilfe und ich kraxelte den kurzen letzten Abschnitt noch ohne meinen Stock hoch.
Genau wie das kleine Schneefeld stellte auch der vereiste Wegabschnitt keine Gefahr dar, erforderte aber etwas Konzentration und Trittsicherheit.

Sobald ich die Eisresten des Winters hinter mir gelassen hatte, wurde ich mit einem gewohnt tollen Napf-Panorama belohnt. Das Panorama hat man selten für sich allein: Auch an diesem Märztag war der Napf gut besucht. Auf allen Bänklis tummelten sich ein bis zwei wanderfreudige Menschen, die bei Kaffee und Nussgipfel oder selbst mitgebrachten Snacks die Aussicht genossen. Die Idylle wurde von einigen Militär-Flugzeugen gestört, welche in der Ferne am Himmel rumorten. Ich nahm dies als Zeichen, den Abstieg in Angriff zu nehmen.
Weil ich auf dem Weg mehrmals anhielt um die Aussicht zu geniessen und diverse Insekten zu beobachten, dauerte der Weg zurück zum Auto fast länger als der Weg zum Gipfel. Das macht jedoch nichts – es gibt viel zu erleben rund um den Napf!
Der Napf ist unscheinbar, aber lohnenswert! Er eignet sich auch grossartig für eine Wander- oder Bike-Rundtour. Selbst Freunde von Mythen und Legenden werden auf dem Napf fündig. Nicht unweit vom Gipfel prangt das Änziloch in der Landschaft. Der beeindruckende Talkessel ist Schauplatz von vielen Schauergeschichten. Im Entlebuch kennt jeder die Geschichte der ins Änziloch verbannten Geister. Wenn du die Sagen vom Änziloch nicht kennst, dann kannst du sie hier auf der Website der Unesco Biosphäre anhören – es lohnt sich.

Du siehst, warum der Napf immer und immer wieder ein Besuch wert ist. Im Winter, Frühling, Herbst oder Sommer – das ganze Jahr über bietet der Napf einen Ausflug in die Schönheit des Grenzgebietes Bern-Luzern.
Holzwegen, Romoos
→ Für andere Startpunkte bietet die Website hotelnapf.ch einen guten Überblick.
Gemäss hotelnapf.ch ca. 2 Stunden, gut machbar in 1,5 Stunden
Wunderbares Panorama bei Kafi & Nussgipfel
(Subjektive) Wanderbewertung

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