
Von Löffeln, Gabeln oder Händen – Reiseblog #02
Das Herzstück jedes Landes ist dessen einzigartige Kultur. Besonders (ost)asiatische Länder sind dabei für ihre Gerichte und Essen bekannt. Ein kleiner Blick hinter die Kulissen der ungeschriebenen Essensregeln für Laos.
13. März 2019
Dieser Beitrag widmet sich Laos‘ wunderbarer Esskultur. Dabei lassen wir die eigentlichen Gerichte aber mal aussen vor. Vielmehr geht es jetzt um die Kunst des «richtigen» Essens. (PS: Viele Reisende sagen, dass sie das laotische Essen besser mögen als das von Thailand oder Vietnam!)
Gemäß meinem Reiseführer war es früher in ganz Laos üblich, nur mit blossen Händen zu essen. Mittlerweile wird aber auch in den touristischen Regionen von Laos mit Besteck gegessen. Ärmere Regionen und traditionelle Laot*innen essen nach wie vor mit “Stäbli” und Händen, reiche (Touristen-)Regionen haben jedoch bereits westliches Besteck. Aber – die Sache mit den Bestecken ähnelt einer Geheimsprache. Deshalb: willkommen beim Crash-Kurs «How to eat – lao style».
Sticky rice: Sticky rice wird überall und zu allem serviert (zu Recht!). Man isst den Reis traditionell mit den Händen. Zuerst klaubt man sich ein mundgerechtes Stück aus dem “Reiskörbli” und formt es zu einer Kugel. Gut geknetet tunkt man es nun in Sauce und schiebt es sich mit dem Daumen in den Mund. Alternativ kann man auch Fleisch oder Fisch mit der Reiskugel gemeinsam essen. Dazu klaubt man die Beilage in die Reiskugel auf. Bei Profis sieht das richtig einfach aus – bei mir eher nach Schlachtfeld.
Westliche Gerichte: Bislang habe ich zwar noch kein westliches Gericht (sprich Burger, Pizza, Pasta usw.) gegessen, ich habe aber gelernt, dass man diese immer mit normalem Besteck isst. Stäbchen für irgendetwas hiervon zu gebrauchen wäre Landesverrat, hat mir Song mit einem Augenzwinkern verraten.
Soweit so gut. Voll verständlich und so. Tja. Schön wars. Denn jetzt beginnt das Rätsel. Mal bekommt man Löffel und Gabel. Mal Löffel und Messer. Mal Messer und Gabel. Mal nur Gabel, nur Messer oder nur Löffel. Zum Sticky Rice Curry erhielt ich bspw. nur ein Messer. Wie isst man denn jetzt das Fleisch? Der Kellner hat nur den Kopf etwas schief gelegt und mir wohl mit dem Gedanken „immer diese Touris“ eine Gabel angeboten. Mit der gings.
Nur Gabel gibt’s übrigens auch zum Nationalgericht Laap. Da dort aber meistens riesige Salatblätter beiliegen, habe ich mir erlaubt, auch für diese die Hände zu benutzen, auch wenn das wohl nicht unbedingt geplant wäre… grundsätzlich kann man mit Händen aber nicht allzu viel falsch machen.

Richtig spannend wird es aber bei der Nudelsuppe. Meine bestellte “chicken noodle soup“ kam mit Löffel und Stäbchen. Jeejoy hat mir dann freundlicherweise erklärt, dass man Nudelsuppe nur auf eine Art isst: Löffel in der linken Hand, Stäbchen in der rechten. Ausnahmsweise wird hier nie direkt von den Stäbchen gegessen. Die sind nur Hilfsmittel, nämlich damit man die Nudeln auf den Löffel bringt. Als Stäbchen Anfängerin habe ich gelitten, Jeejoy gelacht und die Nudeln wurden meist mehr als nur einmal zum Baden geschickt. Insgeheim glaube ich ja, Laoten machen diese Nudeln extra so glibberig.
Man sieht, Essen in Laos ist nicht nur wegen den vielfältigen (und leckeren) Gerichten ein kulinarisches Abenteuer, sondern auch wegen dem mitgelieferten Esswerkzeug. Im Zweifelsfall kann man jedenfalls immer den Kellner Fragen. Ching beispielsweise versicherte mir, er helfe gerne. Im übrigen könne er dann ein wenig über die Europäer*innen lachen.
Ich grinse ihn an und entscheide mich dann für eine Dusche, weil ich glaube, das einige von den „die-Nudeln-fallen-vom-Stäbchen-wieder-voll-in-der-Suppe“-Spritzern in meinen Haaren gelandet sind.
In diesem Sinne: khuaasuk danoahan khongthan


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